to be done…
Archiv für den Monat: April 2015
weiter mit Let´s Race Bad Zwischenahn – Erlebnisse zweier Seascape-Rookies
von Silvia und Martin Breyer, GER 226
weiter…: Und in dieser spannungsgeladenen Vor-Wettkampfphase kommt der Anruf von Jörg: „Sagt einfach Bescheid, wann ihr ankommt; ich bin dann da und erklär Euch alles!“ Klasse! Sehen wir doch Licht am Horizont unserer Logistik- und Organisationsüberlegungen.
Und: Jörg ist am Freitagabend wirklich da. Das wird alles klappen – wir finden uns mit ihm schnell zurecht.
Und dann kommen sie auch schon: Die Protagonisten des Wochenendes: Eine Seascape nach der anderen. Völlig entspannte Crews – das Wiedersehen macht Freude.
Eine Frage stellt sich doch? Gibt die Ankunftsreihenfolge erste Hinweise auf die Platzierungen? Dann haben wir ja Chancen ….
Alle bauen entspannt auf. Wir spinxen rechts und links – scheint ja bei allen anderen schon auch schnell zu gehen. Ok, der Wettkampf hat begonnen. Vor lauter Gucken und Quatschen sind wir beim Aufriggen zurückgefallen.
Nach ´ner schnellen Currywurst und ´nem Nordseeteller geht’s wieder raus in den Regen. Wir werden heute noch fertig …. und fallen dann auch nach einem kurzen Schnack in die Hotel-Koje.
Wettkampftag – eigentlich eine klare Sache: 0600 Aufstehen; 0700 Aufwärmen; 0800 Frühstück – 0900 am Boot – 1000 einsegeln….. Stop. Wir steigen um 0800 ein: Sehr leckeres Frühstück. Ne gute Basis.
Dann geht’s aber auch fix zum ZSK. Wir treffen Maren – ja, man kann auch im Regattamodus auf der Seascape18 übernachten und (wahrscheinlich) von Siegen träumen.
Tja, jetzt müssen nur noch die Boote ins Wasser. Slippen? Kranen? Oder doch Slippen? Ok, Slippen: Thomas hilft mit seinem Wagen aus – unserer ist an der Rampe nicht geländegängig.
Kaum schwimmt das Boot, geht’s auch schon zur Startlinie. Man hat uns das alles erklärt – wir haben ´ne Idee. Nur wo genau liegt die 4er Tonne?
Erstmal egal. Jetzt wird die Taktik abgestimmt: Startlinie peilen, Winkel zum Wind berechnen, Gegner beobachten, tja: Und wo liegt nochmals „A“?
Dann geht auch schon das Startprozedere los – ganz schon aufregend – so „5“ Vorstart- Minuten. Wir machen das mit einer Stoppuhr: Der eine zählt rückwärts, der andere stoppt vorwärts…. das kann schon auch klappen.
Und dann geht’s los. Wir starten absichtlich verhalten. Wir wollen angreifen, wenn wir „A“ klar haben. Dann die Luftonne und: Der Gennaker klemmt …. wie konnte das passieren? Wie auch immer…. Nicht jammern, sondern brav am Feld dranbleiben. Es funktioniert nicht wirklich. Ok, das war dann schon das Streichergebnis.
Die nächste Pause verbringen die Crews mit Gesprächen, Kekse knabbern, relaxen – wir basteln Gennaker – ohne geht ja gar nicht. Ausprobieren geht nicht mehr – es tutet schon wieder.
Weitere Wettfahrten folgen. Konkretisierung der Taktik: Wir halten uns im Mittelfeld und greifen am Schluss an. Auf der Startkreuz sieht das noch gut aus – und dann wieder die Luftonne.
Gennakermanöver klappen nicht wirklich – wir kämpfen weiter – vielleicht hilft ja ein Winddreher. . . hm, irgendwie auch nicht. Was muss man dem Äolos noch alles opfern?
Daher: weiterfighten. Wir sind noch im Rennen – wir können auch die anderen Seascapes am Horizont noch gut erkennen.
Nur: Warum nehmen die die Fock runter? Es geht doch noch eine Runde….. Wir fahren einfach mal über die Ziellinie – es tutet für uns und irgendwo höre ich verhaltenen Beifall. Vielleicht ist es Anerkennung der Wettfahrleitung – vielleicht aber auch Erleichterung, dass die Flotte bei verkürzter Startbahn durchs Ziel ist. Tut dennoch gut.
In der Folge starten wir weiter ambitioniert. Haben den zukünftigen Sieger Cubito kurz vor uns. Jetzt müssen wir ihn nur noch kontrollieren!
Ok, ok. Der setzt sich in die „pfiffige“ Leeposition – funktioniert wirklich mit den Abwinden – das ist leider Kontrolle „mal andersherum“.
Wir wenden weg und haben bald wieder Platz – auch nach vorne, denn wir kämpfen wieder mit dem Gennaker: Kopf runter, Arme tief in die Trompete …. endlich passt alles, nur: Wo sind die anderen? Gerade noch an Steuerbord liegt die Flotte jetzt Bb querab. Na sowas! Da kann man auf dem Bad Zwischenahner Meer echt die Orientierung verlieren ….
Und dann fällt uns später noch das nette Mädel im Motorboot auf, das hinter uns hertuckert . Ich schau Sie vorsichtshalber mal fragend an: „Na ja, sobald ihr um die Tonne seid, würde ich die auch gerne einsammeln. Samstagabend; Party; Sonnwendfeier & Co; …“.
Nein, sie drängelt wirklich nicht!
Und so vergehen ganz schnell 6 1/2 Stunden auf dem Wasser im Regattamodus. Ich war ja vorher noch im Supermarkt – Proviant ist reichlich an Bord – vor lauter Aufregung gehen ein paar Kekse und ne Banane weg. Wir bekommen langsam Hunger.
Hoffentlich gibt’s noch was, wenn wir am Club ankommen. Das „Meer“ hat sich schon sichtlich geleert.
Und wieder ne schöne Überraschung für uns ausgepumpte Crew: Wir bekommen ne Box angezeigt – und schräg gegenüber treffen sich die Seascaper auf der „Bikaschi“. Es werden Bierchen, Wettfahrtreflexion und ein bisschen „Seglerlatein“ geboten. Sehr angenehm.
Wir essen richtig lecker, unterhalten uns, lachen, taktieren, reflektieren. Echt ein netter Abend. Später noch Sonnwendfeuer und Pläne für weitere Veranstaltungen.
Und dann das überraschende Angebot: Cubito steht bereits nach 4 Wettfahren als Sieger fest. Thomas und Christian bieten an, auf anderen Booten als Tactical Coaches mitzufahren – wir nehmen das Angebot super gerne an.
Halb Zehn am Boot. Wir sind da – wollen ja viel über unser Boot, Segelperformance, Manöver lernen. Und vielleicht auch ein bisschen Taktik?
Ok, um das gleich klarzustellen: Taktik war nicht dran…. es gibt ne klare Ansage: Erstmal Boot verstehen und trimmen. Dann gut segeln, Manöver beherrschen – ok, dann Taktik. Dafür reicht es dann an diesem Sonntag nicht mehr. …
Und dann war da noch der Blick von Thomas: Erst wohlwollend, dann suchend, zunehmend irritiert: ja, ja – wir wissen es! In Holland war soviel Wind, dass es den Verklicker zerlegt hat – hab ihn halt ein wenig getaped. Dreht sich jetzt eher nach seinem Gewicht, als nach dem Wind. Das machen wir ganz bald wieder heile – versprochen!
Aber das Gute ist doch: Jetzt achten wir konzentriert auf die Windfähnchen in Fock und Groß!
Jetzt im Ernst: Die Wanten sind gleich lang – sonst fahren wir womöglich Schlangenlinien. Die Wantenspannung ist mal gemessen und auf die Leichtwindbedingungen eingestellt. Mastfall sieht gut aus – wir testen später den Ruderdruck: Scheint zu passen.
Und die Segel haben nun einen Bauch; auch an der richtigen Stelle.
Silvia formuliert das „Unaussprechbare“: „Und die vielen Falten? Das sieht gar nicht gut aus“.
Blick von Thomas…: ok, alles klar und verstanden. Bauch ist wichtiger als der „Rest der Optik“!
Und dann geht’s wieder los: super spannend, super lehrreich. Unser Tactical Coach ist mit voller Emotion dabei. Ich glaube, manches will er nicht sehen, wahrhaben. Na ja: Die Welt ist bunt; wir fahren irgendwie einen „eigenen Style“. Das gibt nicht nur Abzüge in der B-Note, sondern auch in der Platzierung.
Wir fahren alle Manöver, jeder probiert mal alles aus. Es gibt permanent Tipps und Tricks, Korrekturen und auch stabilisierende Ansagen. Thomas setzt uns und das Boot mal richtig auf den Teich. Echt klasse so ein Crash-Kurs!
Und eines ist auch klar: Bei aller Anspannung und Konzentration bitte immer lächeln – Irmi schießt Bilder vom Prahm.
Auch dieses Erlebnis geht mal zu Ende. Ganz überwältigt von den vielen Informationen kranen wir aus und packen alles wieder ein. Geht sogar ganz flott – so langsam stellt sich sowas wie Übung ein.
Jan, der Wettfahrtleiter schaut noch vorbei und erkundigt sich nach unseren Eindrücken: Ich kann ihm versichern, dass keine andere Crew den postkarten-verdächtigen Blick auf eine Seascape-Flotte (in voller Krängung) vor dem Clubhaus des ZSK genießen konnte. Ein „einmaliges“ Erlebnis, denn bald werden wir sicherlich mehr zurückschauen und aus dem Mittelfeld „angreifen“.
Die Gespanne stehen wieder fix und foxy gepackt am Straßenrand. Ich schaue nochmals auf die Mojo: Hier waren Trimm, Segelkönnen und Taktik („Südecke ausnutzen“) bis zum 2ten Platz optimiert. Tja, Die Crews genießen leckeren Kuchen, auch ne Pommes geht mit durch. Es werden Pläne für ein nächstes Treffen geschmiedet: Regatta in Warnemünde! „Gemütliches“ Segeln auf der Müritz! Vielleicht noch Medemblik? Es ist ja immer was los.
Und dann die Siegerehrung: Wir werden als erstes aufgerufen. Es sind ja noch sechs Teams vor uns. Damit haben wir genügend „Raum“, die Platzierungen zu würdigen und uns mit den Platzierten und Siegern zu freuen. Ben Tyko bekommt den Jüngstenpreis – ein Glas voll „Gummi-Schlangen“ – ich bin schon etwas neidisch …..
Das anschließende Gruppenfoto mit Seascape-Banner scheint bekannt – wir sind gerne mit dabei.
Und jetzt alles in „einem Satz“:
Viel Aufregung vor der Aktion. Netter, hilfsbereiter und ebenso professioneller Umgang untereinander. Tolle Organisation. Viel gelernt und ne Idee, welche Dinge man zukünftig angehen kann.
Und: völlig eingetaucht in eine andere Welt. Wir haben das Gefühl, 5 Tage „weg“ gewesen zu sein. Wir hatten ne tolle Aktion mit den Seascapern und empfehlen das gerne weiter!
Zu uns Autoren:
Silvia und Martin; mit ner Seascape 18; GER 226; seit rund 1 1/4 Jahren in Workum am Ijsselmeer.
Wir treffen viele Seascaper wieder an der Müritz – und ich bin mir sicher, wir werden uns auch bei dieser Cruising-Serie mal ein wenig an den anderen messen – nur inoffiziell natürlich… aber mit Verklicker!
… weiter mit der rasenden Rennsemmel
von Thomas Hummels GER177
Weiter….. Wir sind überzeugt: Bei dem Tempo sieht das jetzt aus, als könnte man Wasserski hinter dem Boot laufen. Wir wechseln die Arbeitspositionen. Und grinsen nur noch. Ich merke, wie im Gennaker so viel Druck ist, dass er nicht ewig aus der Hand gefahren werden kann. Aber der Steuerdruck hinten ist dafür um so geringer.
Nach drei Stunden sind wir platt und glücklich wie selten nach dem Segeln. Was für ein Boot … Das Dauergrinsen entweicht unserem Gesicht nicht mehr. Eigentlich bedarf dieses Probesegeln gar keines langen anschließenden Auswertens der Eindrücke mehr, ob man denn so etwas eventuell kaufen sollte. Das Boot hat uns in diesen drei Stunden süchtig gemacht.
Am 19.6.12 hole ich also logischerweise unsere GER 177 aus Slowenien ab.
Vom Starnberger See ans Zwischenahner Meer
Heute rund 13 Monate später sitzen wir Mitte Juli 2013 im Auto und trailern in den für uns gefühlten „hohen Norden“. Vom Starnberger See zum Zwischenahner Meer bei Oldenburg in Friesland. Die erst Anfang des Jahres 2013 gegründete Seascape-Klassenvereinigung hat ein erstes „Trimm- und Regattawochenende“ organisiert. Wir kennen keine der anderen Crews. Wird das ein Treffen mit Messingknopf- und Ehrennadelträgern?
Strahlender Sonnenschein und zwei strahlende Organisatoren begrüßen uns: Jörg Gubo hat auf sein Hausrevier geladen, der Klassenvereinigungsvorsitzende Jochen Denkena aus Oldenburg freut sich, dass 10 Boote da sind.
Samstagmorgen geht es los: Seascapeeigner, -konstrukteur und –hirn Andraz Mihelin aus Slowenien ist auch da und gibt allen Crews Aufbau- und Trimmtipps. Was ist wichtig, was nicht? Und seine entscheidenden Hinweise für Spaß am Boot und auf der Regatta: Erstens solle man sein Manöverhandling üben, üben, üben, sich dann erst mit den Finessen des Trimms und Tunings des Bootes befassen und ganz zum Schluß – wenn das alles flüssig und ordentlich klappt – sich mit Taktikfragen auf der Regatta befassen. Und über allem gäbe es eines: den Spaß am Boot und Segeln auszutoben.
Schon fühlen sich alle wohl und keiner glaubt mehr, er könne sich wohlmöglich unter lauter Profis blamieren.
Tipps und Aufbauerleichterungen werden von Crew zu Crew weiter gereicht. Jeder hat so seine Ideen und Erfahrungen. Ruck zuck profitieren alle vom Know how-Transfer, wie es neudeutsch heißt. Dann sind die Crews auf dem Wasser: Alle freuen sich, endlich mit lauter anderen Seascapern zusammen zu segeln. Offenbar, so stellt sich heraus, ticken die alle ähnlich und sind wirklich nette Typen.
Andraz springt im freien Training von Boot zu Boot und liefert den Crews seine Unterweisungen. Evelyn profitiert enorm von seinen geduldigen Hinweisen zum Easy-Umgang mit dem Gennaker.
Danke Andraz – auch im Namen aller anderen Seascape-Crews – für deinen langen Trip über Venedig und Bremen zu uns an das Zwischenahner Meer!
Die erste deutsche Seascaperegatta auf dem Zwischenahner Meer
Eigentlich soll nach den lockeren, aber lehrreichen Land- und Segelunterweisungen um 13 Uhr die erste Wettfahrt starten. Kein Wind, also Startverschiebung. Für uns Regattanovizen der willkommene Anlaß noch weiter am Manöverhandling auf dem Wasser abseits der Regattabahn zu arbeiten. Wenn nur nicht als Ergebnis dann heraus gekommen wäre, den letztendlich dann doch durchgeführten Start komplett zu verschlafen. Na super, wenn die 5 Minuten vorher los gepreschten Starboote einem zurufen, wo man sich denn rumtreibe, unsere Klasse sei doch auch längst gestartet…. Einziger schwacher Trost: Dem erfahrenen Regattaskipper Thomas ist das mit seinem Vorschoter Steffen auch passiert. Also kassieren wir beide mal ein „DNS“ auf der Wertungsliste. Unsere erste Wettfahrt wird also der Streicher. Spitze.
Der Zwischenahner Wettfahrtleiter Jan Kramer vom wirklich sehr gastfreundlichen örtlichen ZSK macht seine Sache wie er sagt zum ersten Mal, aber gut. Er faltet zu Recht ganz freundlich eine ausfallend werdende Crew bei den Starbooten zusammen und freut sich, dass die Seascape 18-Crews alles deutlich lockerer nehmen und offenbar einen Riesenspaß auf der Regattabahn haben. Ganze drei Wettfahrten mit angesagter Bahnabkürzung wegen des schwachen Windes bringen wir am Samstagnachmittag noch zu Stande. Übrigens: Die weiteren Starts haben wir und auch Thomas mit seiner „Cubito“ dann doch mit bekommen.
Man merkt deutlich, dass sich alle Seascape 18er steigern. Armin dominiert zusammen mit seinem Vorschoter Miha die ersten beiden Wettfahrten klar. Er war übrigens in Deutschland auch der erste Seascape18-Eigner (GER 13) und segelt inzwischen in Berlin.
Am zweiten Wettfahrttag sollen noch zwei Durchgänge gesegelt werden. Das kriegen wir bei dem deutlich besseren Wind auch hin. Unser persönliches Crew-Ziel: Die blöden Fehler des ersten Tages wollen wir vermeiden: saubere Gennaker-Manöver auf dem Weg zur Leetonne und ordentliche Starts. Evelyn läuft zur Bestform auf: Halsen unter Gennaker ohne Verhaker und gute taktische Ideen, die alle aufgehen. Der Steuermann sollte immer auf seine Taktikerin hören. Wir werden in der ersten Sonntagswettfahrt Vierte und freuen uns nicht weit von der ersten drei Teams entfernt gewesen zu sein. Euphorie an Bord. Andraz hatte Recht: Manöversicherheit ist alles.
Die letzte Sonntagswettfahrt liefert Spannung pur: Heinz-Christian und seine Frau Charlotte aus Koblenz durchbrechen das Gesetz der Serie und werden nicht wie jeweils vier Mal vorher Fünfte, sondern siegen in diesem Durchgang. Unser Top-Organisator und überaus hilfsbereite Jörg Gubo wird mit seiner Frau Irmi und Vorschoter Stefan erneut Zweiter und damit insgesamt ebenfalls Regattazweiter. Spitzen-Leistung. Und Dank an Jörg für die viele Organisationsarbeit!
Den spannendsten Zieleinlauf liefern sich Sven mit seiner Hamburger Dreimanncrew Kilian und Johannes mit dem Neusser Carsten und seinem Vorschoter Christoph.
Sie matchen sich auf der Zielkreuz in ihren Wendeduellen bis sie sage und schreibe im Abstand von nicht mal einem halben Meter über die Ziellinie rauschen.
Unser Klassenvereinigungschef Jochen Denkena hat seine Seascape 18 wirklich gut im Griff. Sein schlechtestes Ergebnis und damit sein Streicher war ein 5. Platz in der letzten Wettfahrt, ansonsten drei Mal Zweiter und ein Mal Vierter. Diese Superkonstanz bringt ihm und seinem Vorschoter Vincent den verdienten Sieg in der ersten deutschen Seascape-Premiere-Regatta. Glückwunsch!
Und Thomas, der zusammen mit uns den Start in der ersten Wettfahrt verschlafen hatte? Er zeigt anschließend, was er wirklich seglerisch drauf hat, wird sogar bei zwei Wettfahrten mit seinem Vorschoter Steffen Erster und insgesamt verdienter Gesamtdritter.
Was für ein Finale! Was für eine tolle Stimmung. Alle haben Blut geleckt. Für einige Crews war es wie für uns die erste Regatta. Es ist einfach tolles Segeln, wenn man es mit lauter gleichen Booten tut. Und ganz offenbar ticken die Crews alle ein bisschen ähnlich. Und fürs Fahrtensegeln profitiert man schließlich auch, wenn das Handling und der Trimm stimmen. Und ob das stimmt oder man eventuell noch was verbessern kann, sieht man im direkten Vergleich mit identischen Einheitsklassebooten am besten.
Und jetzt? Sind alle heiß auf ein nächstes Treffen der Seascaper – mit noch mehr „Süchtigen“. Die Verabredung für Berlin am 14. und 15. September 2013 steht. Auf zum SailingAnarchy-Cup der Sportboote. Meldet Euch einfach hier online an.
Die Ausschreibung und weitere Informationen des veranstaltenden SC Gothia finden sich hier.
Seascape 18–Eigner und –Segler wissen ja längst, was die Rennsemmel auf dem Wasser mit dem eigenen seglerischen Gemüt und dem Endorphinhaushalt macht. Seascapen macht süchtig. Die Rennsemmel macht süchtig. Und ich garantiere Euch: Die Sucht ohne Nebenwirkungen auszutoben ist am besten unter lauter Gleichgesinnten.
Auch außerhalb des Gardasees und ohne Regattaerfahrung!
… weiter mit rund Rügen
Von Thomas Ziegler GER156
weiter….: Schon während der Fahrt wurden in der eigens für die Teilnehmer eingerichteten WhatsApp Gruppe wild Bilder und noch zu fahrende Kilometer bis Stralsund ausgetauscht. Waren wir eigentlich schon vorher leicht gestört?
Moralverlust
Zwischendrin kam vom Organisator Thomas Hummels immer mal wieder ein Bild, das ihn segelnderweise bei 15 Knoten Wind und Sonnenschein zeigte – das war der Moral nicht wirklich zuträglich, steigerte aber die Vorfreude.
Pünktlich zu unserer Ankunft Samstagmittag im Wassersportzentrum Dänholm/Stralsund begann es wie aus Eimern zu schütten. Kurzerhand wurde das Aufriggen verschoben und auf das Eintreffen aller Crews – bei dem einen oder anderen Bier – im Hafenrestaurant gewartet.
Schnell war das Eis zwischen den Teilnehmern gebrochen und es wurde viel gelacht. Ab 17 Uhr kam die Sonne wieder raus und wir slippten die Boote. Gegen 20:30 Uhr waren alle acht Seascapes, inkl. Gepäck und Proviant für die nächsten 7 Tage, im Wasser. Hierbei stellten sich deutliche Unterschiede in der Beladung und in der Auffassung, was man so für 7 Tage benötigt, heraus. So viel sei gesagt, unsere GER 156 wurde vom Ausnutzen des Stauraums maximal noch von Thomas Hummels in seiner „niXe“ GER 177 geschlagen. Dass das jetzt Lastenkähne waren, wagte niemand zu leugnen.
Wer mitten im alten Hafenbereich der Hansestadt Stralsund mal einen tollen Abend verbringen will, kann getrost unsere Location wählen : das Restaurant „Kron Lastadie“.
Sonntag Start kurz nach Mitternacht – zumindest gefühlt
Der Sonntag startet leider noch vor dem Wachwerden, also sehr früh, da wir die erste Öffnung der Ziegelgrabenbrücke um 8:20 Uhr schaffen mussten.
Also 6:30 Uhr Aufstehen. 7 Uhr Frühstück mit kurzer Einweisung durch Thomas Hummels zur Etappe von Stralsund durch den Strelasund in den Bodden, nach Lauterbauch. Dann alle 8 Uhr raus aus dem Hafen Richtung Brücke.
Ostwind. 13 Seemeilen gegenan, bevor es ab Erreichen des Boddens auf Halbwindkurs Richtung Lauterbach ging. Im Laufe des Vormittags nahm der Wind von 10 auf 20 Knoten zu und die Kreuz bei Strom und Wind gegenan zog sich wie Kaugummi. Nach circa 4h erreichten wir den Bodden und damit Halbwind. Die nächsten 8 Seemeilen vergingen Ruckzuck und circa 14 Uhr erreichten wir die „Im Jaich Marina“ Lauterbach. Ein super-moderner Hafen mit schwimmenden bzw. Pfahlhäusern mitten zwischen den Bootsliegeplätzen.
Den Nachmittag verbrachten wir bei netten Gesprächen auf den Booten und mit einem kurzen Abstecher zum Räucherschiff Berta um frischen Fisch zu essen. Schlusspunkt des tollen ersten Segeltags war das „Beachhaus“ in Lauterbach – ein tolles Restaurant ohne Beach.
Spielwiese Boddengewässer rund um die verträumte Oase
Am Montag stand mit 14 Seemeilen eine kurze Etappe von Lauterbach mit Rast in Seedorf zum Hafen Gager an.
10:30 Uhr Auslaufen. Hierbei passierte einer Crew leider ein Missgeschick und ihre Seascape war so beschädigt, dass die Weiterfahrt nicht möglich war. Nach kurzer Besprechung und der Bitte des Havaristen nicht zu warten, setzten wir die Fahrt, reduziert auf 7 Boote und unserer Motorbootbegleitung Günter und Marina (Mitarbeiterin von Seascape), fort.
Und was war das für ein Segeln: 19 Knoten und selbst die Lastenkähne pfiffen unter Gennaker nur so im Glitsch dahin. Das Grinsen wollte nicht aus den Gesichtern.
Zum Mittag gab es das erste Anlegebier mit einer Kleinigkeit zu essen im wunderbaren Naturhafen Seedorf bevor wir zum Etappenziel Gager aufbrachen. Seedorf ist eine verträumte Oase in Schilf – so stellt man sich Rügen vor hundert Jahren vor. Nur die Bedienung und der warme Kuchen waren aus der Jetztzeit.
Kurz vor Gager – unter Gennaker – sah ich von weitem ein Boot, welches sehr nach einer Seascape 27 aussah, nur unter Fock langsam Richtung Hafen mehr treibend als segelnd. Wir kamen schnell näher und ich freute mich, dieses tolle Boot zum ersten Mal im Wasser zu sehen. Die Freude des Eigners über die kleinen „Seascape 18 Brüder“ war ungemein größer, denn er hatte einen vermeintlichen Motorschaden und bat mich ihn in den Hafen zu schleppen. In Anbetracht meines kleinen 2,5 PS Außenborders war ich zwar etwas skeptisch, ob das Unterfangen klappen würde, aber der Kleine brachte unser schweres Gespann ohne Probleme hinein.
Seascape wird zum Partyboot
Dort angekommen kam sofort der Dank mit einem Bier, der Motor wurde schnellstens repariert und kurzerhand befanden wir uns als große, lachende Meute mit 14 Personen auf der 27er wieder. Auf die neue Freundschaft zwischen 18er- und 27er-Eignern wurde noch so einiges getrunken und es folgte ein unglaublich lustiger Nachmittag. Konsequente Folge: Thomas, der eigentlich mit seiner 27er ganz woanders hin wollte, beschloss mit seiner 3 Monate alten Seascape unsere Truppe über die nächsten Tage bis Glowe zu begleiten.
Schon in der Nacht war eine deutliche Zunahme des Windes zu spüren. Am Morgen hatten wir gute 25 Knoten Wind in der geschützten Bucht von Gager – in Böen schon mehr. Also Hafentag und anderes. Mit dem Bus zur Seebrücke nach Sellin und am Nachmittag auf einen Berg oberhalb des Hafens Gager in die „Zicker Alpen“, von dem man einen tollen Ausblick über die Südspitze Rügens, den Bodden und die Ostsee hatte. Achtung Segler: Der Berg wurde zu Fuß erklommen!
„Wissen Sie eigentlich, dass Sie mir hier nur Arbeit machen!“
Den Abend verbrachten wir im Restaurant „Zum Anker“ in Gager, direkt im Ort. Der Kellner des Vorabends vom Restaurant „Alte Bootswerft“ im Hafen hatte uns zuvor mit seinem nur ihm zugänglichen Charme klar gemacht, dass er mit einer großen Gruppe, wie wir es waren, zu viel Arbeit hätte. Hier störte der Kunde! Er wollte doch so gerne auf uns verzichten. „Wissen Sie eigentlich, dass Sie mir hier nur Arbeit machen! Ich laufe hier nur noch wegen Ihnen.“ Da fühlt man sich doch gleich gut – woanders aufgehoben. Dass er anschließend mit seinem FDGB-Habitus zum geflügelten Spotobjekt aller Seascaper wurde, musste seine Ohren klingeln lassen.
Das Verschieben unseres Hafentags hatte sich gelohnt. Am Mittwoch wurden wir mit Sonne und 12-15 Knoten südwestlichen Windes belohnt. Wir mussten also nur die ersten 5 Seemeilen zum Südperd am Wind segeln und ab da gingen die bunten Gennaker wieder hoch und wurden erst in der Hafeneinfahrt des Stadthafens Sassnitz, 15 Seemeilen später, vorbei an den Seebädern Göhren, Sellin und Binz, wieder eingepackt. Je mehr Wind wir auch an diesem Tage hatten, umso rasanter war der Gleitflug unserer kleinen Sportboote.
Durch die unglaublich tollen Segelbedingungen kamen wir deutlich früher als erwartet im Etappenhafen an. Den Nachmittag verbrachten wir in der Sonne sitzend in einer Hafengaststätte und kauften im benachbarten Bootsbedarfsgeschäft allerlei Kleinigkeiten. Das Restaurant „Gastmahl des Meeres“ in Sassnitz machte später seinem Namen alle Ehre.
Kreidefelsen
Der Donnerstag begrüßte uns wieder mit Sonnenschein und einer ganzen Menge Wind. Nach einem ausgedehnten Frühstück im Cafe Bäckerei Peters / Hafen Sassnitz liefen wir bei guten 4 Windstärken aus, um vorbei an den Kreidefelsen und dem Königsstuhl im Hafen Lohme zu Mittag anzulegen und später weiter zum Tagesziel Glowe zu segeln.
Ab Höhe des Königsstuhls nahm der Wind von 15 auf 22/23 Knoten von vorn zu. Somit wurde der vermeintlich kurze Schlag von circa 10 Seemeilen bis Lohme zu einer länger dauernden Kreuz bei ordentlich Welle und Wind. Alle Crews schlugen sich hervorragend und kamen mit der steilen Ostseewelle gut zurecht.
Die Hafeneinfahrt Lohme sollte noch gemeistert werden, um später „König Lohme“ kennen lernen zu können.
König Lohme
In Lohme angekommen hinterließ der Wirt unseres ausgesuchten Seeblick-Restaurants mit seiner Selbstdarstellung bzw. Weltsicht bei allen Seglern bleibenden Eindruck, war er doch nicht wirklich an seinen segelnden Gästen interessiert, sondern nutzte diese als Stichwortgeber für seine Selbstbeweihräucherung. Also wurde er von der Gruppe unfreiwillig auf den zutreffenden Namen „König Lohme“ getauft. Ein Titel, der noch zig mal alle Segler in schallendes Gelächter ausbrechen ließ.
Gegen 17 Uhr brachen wir zur Kreuz gegenan von Lohme nach Glowe auf. Da der Wind zwischenzeitlich wieder etwas nachgelassen hatte, war es sehr angenehmes Segeln in den Abend hinein, bei dem es teilweise zu richtigen Matchraces kam. Gegen 19:30 Uhr liefen wir in Glowe ein und es gab Abendessen im Restaurant „Ostseeperle“ direkt am langen Sandstrand der Schaabe.
Natürlich wurden jetzt Pläne für die nächste Seascape Cruising Woche geschmiedet. Tags drauf verholten wir die Trailer vom Hafen Dänholm nach Glowe, wo am nächsten Morgen schon das Slippen und die Heimreise anstanden. Unseren letzten gemeinsamen Abend auf Rügen verbrachten wir grillend, lachend und rückblickend auf eine außergewöhnlich schöne Segelwoche am Strand nahe des Glower Hafens.
Der Samstag, unsere Abreisetag, startet für Gregor und mich um 6 Uhr morgens, da wir das Boot slippen, abriggen und circa 820 km Fahrt im Ferienverkehr vor uns hatten. Gegen 9 Uhr verabschiedeten wir uns, mit dem Versprechen uns alle zur Regatta in Koblenz wiederzusehen, von den anderen Teilnehmern. Leider folgte nun eine fast endlos erscheinende, durch Staus geprägte Heimfahrt über knapp 13 Stunden.
Geblieben sind trotzdem super schöne Segeltage, tolle Erinnerungen, ganz viel Lachen und lustige Stunden, neue Freundschaften und die Gewissheit, dass unserem ersten Cruising-Event im Kreise der Seascaper nun noch viele weitere folgen sollen.
Dass gleich zwei Teilnehmer noch ganz zum Schluss der Woche – ohne Einfluss durch das Segeln – und unabhängig voneinander im Rügener Krankenhaus landeten, ist eine eigene unglaubliche Story. Es ging aber alles gut aus.
Vielen Dank an alle Teilnehmer und unseren Organisator Thomas Hummels für eine unvergessliche, gemeinsame Urlaubswoche.
PS: Mojo – GER111, Heinz-Christian Bock hat während der Phasen mit weniger Wind ein Video produziert. Welch herrliches Sommersegeln rund Rügen.
Und im August 2015 treffen sich die Seascaper auf der Müritz.