von Silvia und Martin Breyer, GER 226
weiter…: Und in dieser spannungsgeladenen Vor-Wettkampfphase kommt der Anruf von Jörg: „Sagt einfach Bescheid, wann ihr ankommt; ich bin dann da und erklär Euch alles!“ Klasse! Sehen wir doch Licht am Horizont unserer Logistik- und Organisationsüberlegungen.
Und: Jörg ist am Freitagabend wirklich da. Das wird alles klappen – wir finden uns mit ihm schnell zurecht.
Und dann kommen sie auch schon: Die Protagonisten des Wochenendes: Eine Seascape nach der anderen. Völlig entspannte Crews – das Wiedersehen macht Freude.
Eine Frage stellt sich doch? Gibt die Ankunftsreihenfolge erste Hinweise auf die Platzierungen? Dann haben wir ja Chancen ….
Alle bauen entspannt auf. Wir spinxen rechts und links – scheint ja bei allen anderen schon auch schnell zu gehen. Ok, der Wettkampf hat begonnen. Vor lauter Gucken und Quatschen sind wir beim Aufriggen zurückgefallen.
Nach ´ner schnellen Currywurst und ´nem Nordseeteller geht’s wieder raus in den Regen. Wir werden heute noch fertig …. und fallen dann auch nach einem kurzen Schnack in die Hotel-Koje.
Wettkampftag – eigentlich eine klare Sache: 0600 Aufstehen; 0700 Aufwärmen; 0800 Frühstück – 0900 am Boot – 1000 einsegeln….. Stop. Wir steigen um 0800 ein: Sehr leckeres Frühstück. Ne gute Basis.
Dann geht’s aber auch fix zum ZSK. Wir treffen Maren – ja, man kann auch im Regattamodus auf der Seascape18 übernachten und (wahrscheinlich) von Siegen träumen.
Tja, jetzt müssen nur noch die Boote ins Wasser. Slippen? Kranen? Oder doch Slippen? Ok, Slippen: Thomas hilft mit seinem Wagen aus – unserer ist an der Rampe nicht geländegängig.
Kaum schwimmt das Boot, geht’s auch schon zur Startlinie. Man hat uns das alles erklärt – wir haben ´ne Idee. Nur wo genau liegt die 4er Tonne?
Erstmal egal. Jetzt wird die Taktik abgestimmt: Startlinie peilen, Winkel zum Wind berechnen, Gegner beobachten, tja: Und wo liegt nochmals „A“?
Dann geht auch schon das Startprozedere los – ganz schon aufregend – so „5“ Vorstart- Minuten. Wir machen das mit einer Stoppuhr: Der eine zählt rückwärts, der andere stoppt vorwärts…. das kann schon auch klappen.
Und dann geht’s los. Wir starten absichtlich verhalten. Wir wollen angreifen, wenn wir „A“ klar haben. Dann die Luftonne und: Der Gennaker klemmt …. wie konnte das passieren? Wie auch immer…. Nicht jammern, sondern brav am Feld dranbleiben. Es funktioniert nicht wirklich. Ok, das war dann schon das Streichergebnis.
Die nächste Pause verbringen die Crews mit Gesprächen, Kekse knabbern, relaxen – wir basteln Gennaker – ohne geht ja gar nicht. Ausprobieren geht nicht mehr – es tutet schon wieder.
Weitere Wettfahrten folgen. Konkretisierung der Taktik: Wir halten uns im Mittelfeld und greifen am Schluss an. Auf der Startkreuz sieht das noch gut aus – und dann wieder die Luftonne.
Gennakermanöver klappen nicht wirklich – wir kämpfen weiter – vielleicht hilft ja ein Winddreher. . . hm, irgendwie auch nicht. Was muss man dem Äolos noch alles opfern?
Daher: weiterfighten. Wir sind noch im Rennen – wir können auch die anderen Seascapes am Horizont noch gut erkennen.
Nur: Warum nehmen die die Fock runter? Es geht doch noch eine Runde….. Wir fahren einfach mal über die Ziellinie – es tutet für uns und irgendwo höre ich verhaltenen Beifall. Vielleicht ist es Anerkennung der Wettfahrleitung – vielleicht aber auch Erleichterung, dass die Flotte bei verkürzter Startbahn durchs Ziel ist. Tut dennoch gut.
In der Folge starten wir weiter ambitioniert. Haben den zukünftigen Sieger Cubito kurz vor uns. Jetzt müssen wir ihn nur noch kontrollieren!
Ok, ok. Der setzt sich in die „pfiffige“ Leeposition – funktioniert wirklich mit den Abwinden – das ist leider Kontrolle „mal andersherum“.
Wir wenden weg und haben bald wieder Platz – auch nach vorne, denn wir kämpfen wieder mit dem Gennaker: Kopf runter, Arme tief in die Trompete …. endlich passt alles, nur: Wo sind die anderen? Gerade noch an Steuerbord liegt die Flotte jetzt Bb querab. Na sowas! Da kann man auf dem Bad Zwischenahner Meer echt die Orientierung verlieren ….
Und dann fällt uns später noch das nette Mädel im Motorboot auf, das hinter uns hertuckert . Ich schau Sie vorsichtshalber mal fragend an: „Na ja, sobald ihr um die Tonne seid, würde ich die auch gerne einsammeln. Samstagabend; Party; Sonnwendfeier & Co; …“.
Nein, sie drängelt wirklich nicht!
Und so vergehen ganz schnell 6 1/2 Stunden auf dem Wasser im Regattamodus. Ich war ja vorher noch im Supermarkt – Proviant ist reichlich an Bord – vor lauter Aufregung gehen ein paar Kekse und ne Banane weg. Wir bekommen langsam Hunger.
Hoffentlich gibt’s noch was, wenn wir am Club ankommen. Das „Meer“ hat sich schon sichtlich geleert.
Und wieder ne schöne Überraschung für uns ausgepumpte Crew: Wir bekommen ne Box angezeigt – und schräg gegenüber treffen sich die Seascaper auf der „Bikaschi“. Es werden Bierchen, Wettfahrtreflexion und ein bisschen „Seglerlatein“ geboten. Sehr angenehm.
Wir essen richtig lecker, unterhalten uns, lachen, taktieren, reflektieren. Echt ein netter Abend. Später noch Sonnwendfeuer und Pläne für weitere Veranstaltungen.
Und dann das überraschende Angebot: Cubito steht bereits nach 4 Wettfahren als Sieger fest. Thomas und Christian bieten an, auf anderen Booten als Tactical Coaches mitzufahren – wir nehmen das Angebot super gerne an.
Halb Zehn am Boot. Wir sind da – wollen ja viel über unser Boot, Segelperformance, Manöver lernen. Und vielleicht auch ein bisschen Taktik?
Ok, um das gleich klarzustellen: Taktik war nicht dran…. es gibt ne klare Ansage: Erstmal Boot verstehen und trimmen. Dann gut segeln, Manöver beherrschen – ok, dann Taktik. Dafür reicht es dann an diesem Sonntag nicht mehr. …
Und dann war da noch der Blick von Thomas: Erst wohlwollend, dann suchend, zunehmend irritiert: ja, ja – wir wissen es! In Holland war soviel Wind, dass es den Verklicker zerlegt hat – hab ihn halt ein wenig getaped. Dreht sich jetzt eher nach seinem Gewicht, als nach dem Wind. Das machen wir ganz bald wieder heile – versprochen!
Aber das Gute ist doch: Jetzt achten wir konzentriert auf die Windfähnchen in Fock und Groß!
Jetzt im Ernst: Die Wanten sind gleich lang – sonst fahren wir womöglich Schlangenlinien. Die Wantenspannung ist mal gemessen und auf die Leichtwindbedingungen eingestellt. Mastfall sieht gut aus – wir testen später den Ruderdruck: Scheint zu passen.
Und die Segel haben nun einen Bauch; auch an der richtigen Stelle.
Silvia formuliert das „Unaussprechbare“: „Und die vielen Falten? Das sieht gar nicht gut aus“.
Blick von Thomas…: ok, alles klar und verstanden. Bauch ist wichtiger als der „Rest der Optik“!
Und dann geht’s wieder los: super spannend, super lehrreich. Unser Tactical Coach ist mit voller Emotion dabei. Ich glaube, manches will er nicht sehen, wahrhaben. Na ja: Die Welt ist bunt; wir fahren irgendwie einen „eigenen Style“. Das gibt nicht nur Abzüge in der B-Note, sondern auch in der Platzierung.
Wir fahren alle Manöver, jeder probiert mal alles aus. Es gibt permanent Tipps und Tricks, Korrekturen und auch stabilisierende Ansagen. Thomas setzt uns und das Boot mal richtig auf den Teich. Echt klasse so ein Crash-Kurs!
Und eines ist auch klar: Bei aller Anspannung und Konzentration bitte immer lächeln – Irmi schießt Bilder vom Prahm.
Auch dieses Erlebnis geht mal zu Ende. Ganz überwältigt von den vielen Informationen kranen wir aus und packen alles wieder ein. Geht sogar ganz flott – so langsam stellt sich sowas wie Übung ein.
Jan, der Wettfahrtleiter schaut noch vorbei und erkundigt sich nach unseren Eindrücken: Ich kann ihm versichern, dass keine andere Crew den postkarten-verdächtigen Blick auf eine Seascape-Flotte (in voller Krängung) vor dem Clubhaus des ZSK genießen konnte. Ein „einmaliges“ Erlebnis, denn bald werden wir sicherlich mehr zurückschauen und aus dem Mittelfeld „angreifen“.
Die Gespanne stehen wieder fix und foxy gepackt am Straßenrand. Ich schaue nochmals auf die Mojo: Hier waren Trimm, Segelkönnen und Taktik („Südecke ausnutzen“) bis zum 2ten Platz optimiert. Tja, Die Crews genießen leckeren Kuchen, auch ne Pommes geht mit durch. Es werden Pläne für ein nächstes Treffen geschmiedet: Regatta in Warnemünde! „Gemütliches“ Segeln auf der Müritz! Vielleicht noch Medemblik? Es ist ja immer was los.
Und dann die Siegerehrung: Wir werden als erstes aufgerufen. Es sind ja noch sechs Teams vor uns. Damit haben wir genügend „Raum“, die Platzierungen zu würdigen und uns mit den Platzierten und Siegern zu freuen. Ben Tyko bekommt den Jüngstenpreis – ein Glas voll „Gummi-Schlangen“ – ich bin schon etwas neidisch …..
Das anschließende Gruppenfoto mit Seascape-Banner scheint bekannt – wir sind gerne mit dabei.
Und jetzt alles in „einem Satz“:
Viel Aufregung vor der Aktion. Netter, hilfsbereiter und ebenso professioneller Umgang untereinander. Tolle Organisation. Viel gelernt und ne Idee, welche Dinge man zukünftig angehen kann.
Und: völlig eingetaucht in eine andere Welt. Wir haben das Gefühl, 5 Tage „weg“ gewesen zu sein. Wir hatten ne tolle Aktion mit den Seascapern und empfehlen das gerne weiter!
Zu uns Autoren:
Silvia und Martin; mit ner Seascape 18; GER 226; seit rund 1 1/4 Jahren in Workum am Ijsselmeer.
Wir treffen viele Seascaper wieder an der Müritz – und ich bin mir sicher, wir werden uns auch bei dieser Cruising-Serie mal ein wenig an den anderen messen – nur inoffiziell natürlich… aber mit Verklicker!